Projekte

Dank finanzieller Förderung durch drittmittelgebende Institutionen wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Oberfrankenstiftung können die historischen Sammlungen der Staatsbibliothek kontinuierlich ausgebaut sowie ausgewählte Teilbestände wissenschaftlich erschlossen und im Internet bereitgestellt werden.

Frühneuzeitliche Stammbücher

Die Stammbuchsammlung der Staatsbibliothek Bamberg umfasst mehr als 700 Objekte und stellt einen umfangreichen und vielfältigen, aber noch unzureichend erschlossenen und damit der Forschung weitgehend unbekannten Quellenfundus dar. Neben etwa 550 Alben in Buchform sind in der Graphischen Sammlung der Staatsbibliothek mehr als 160 Einzelblätter aus aufgelösten Alben oder aus Kassetten mit lose eingelegten Blättern vorhanden. Der Bestand ist im Repertorium Alborum Amicorum (RAA) des Departments Germanistik und Komparatistik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg nachgewiesen.

Mit Drittmitteln der Fritz Thyssen Stiftung wird seit Oktober 2023 die wissenschaftliche Bearbeitung und Digitalisierung in Angriff genommen. Um das Material für eine Auswertung durch unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen zu erschließen, soll der Bestand in einem Zeitraum von drei Jahren erstmals vollständig in den einschlägigen bibliothekarischen und Fachdatenbanken dokumentiert sowie in Auswahl digitalisiert werden. Die Erschließung einschließlich der Verzeichnung von Einzeleintragungen wird in Kalliope, der nationalen Datenbank für Nachlässe und Autographen, erfolgen. Geplant ist zunächst die Tiefenerschließung und Digitalisierung von 129 Stammbüchern des 16. bis 18. Jahrhunderts; eine Ausweitung auf das frühe 19. Jahrhundert ist vorgesehen.

Für nähere Auskünfte zum Projekt wenden Sie sich bitte an die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter oder an die Direktion.

Katalog der illuminierten Handschriften und Drucke

Die Staatsbibliothek Bamberg verfügt über einen reichhaltigen Bestand an illuminierten Handschriften und Drucken des 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Zahlreiche spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften und Inkunabeln der Sammlung sind mit Buchmalerei ausgestattet, die überwiegend süddeutscher Herkunft ist; daneben sind aber auch Exemplare vorhanden, die aus anderen Regionen Deutschlands, aber auch aus Italien, Frankreich und den Niederlanden sowie Böhmen stammen.

Obwohl die Illuminationen vielfach von hoher künstlerischer Qualität und vielfältiger Aussagekraft sind, ist der Bestand der Wissenschaft bisher weitgehend unbekannt. Erst in den letzten Jahren hat die kunsthistorische Forschung überhaupt damit begonnen, sich verstärkt mit der malerischen Ausgestaltung von Handschriften dieser Umbruchszeit auseinanderzusetzen; die medienübergreifenden Zusammenhänge und Veränderungsprozesse sind dabei jedoch erst ansatzweise berücksichtigt worden, da eine systematische Aufarbeitung von illuminierten Drucken noch aussteht.

Die mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Jahr 2012 begonnene wissenschaftliche Bearbeitung des bedeutenden und vielfältigen Bamberger Bestands von knapp 200 Handschriften (einschließlich Fragmenten) sowie etwa 520 Drucken mit malerischer Ausstattung erfüllt ein lang gehegtes Desiderat. Ziel des Projekts ist es, die illuminierten Handschriften und Drucke kunsthistorisch gemäß den aktuellen Standards der wissenschaftlichen Katalogisierung zu beschreiben und damit für die weitere Forschung zu erschließen. Das Vorhaben lässt darüber hinaus differenzierte Erkenntnisse zur Organisation der Buchproduktion um 1500 im Allgemeinen und zum Verhältnis zwischen klösterlichen Skriptorien und städtischen Buchmalern im Besonderen erwarten.

Die Projektergebnisse werden in einem gedruckten Katalog sowie online über das Handschriftenportal und den Inkunabelkatalog INKA zugänglich gemacht. Für die illuminierten Handschriften des 8. bis 14. Jahrhunderts liegen bereits publizierte Beschreibungen vor, die ebenfalls mit Förderung durch die DFG erstellt wurden.

Für nähere Auskünfte zum Projekt wenden Sie sich bitte an die Projektmitarbeiterinnen oder an die Direktion.

Graphiksammlung Joseph Hellers

Die Staatsbibliothek Bamberg beherbergt den Nachlass des Bamberger Kaufmanns, Kunstgelehrten und Sammlers Joseph Heller (1798–1849) geschlossen in ihren Beständen. Nach dem Tod Hellers, der heute in Fachkreisen aufgrund seiner in den 1820er Jahren einsetzenden, regen Publikationstätigkeit als einer der Pioniere der Kunstgeschichtsschreibung und der Dürer- und Cranachforschung im Speziellen gilt, erbte die damals Königliche Bibliothek seinen schriftlichen Nachlass, seine wertvolle Bibliothek (darunter einige hundert Handschriften und Inkunabeln) und seine Kunstsammlung. Letztere beinhaltet eine über Jahrzehnte akribisch zusammengetragene Graphiksammlung, die heute über die Hälfte des hauseigenen Graphikbestands ausmacht.

In dem Projekt „Die Graphiksammlung Joseph Hellers in der Staatsbibliothek Bamberg – Visualisierung und Vernetzung einer Sammlungsstruktur“, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2017 fördert, liegt der Fokus auf einem Sammlungssegment, das u. a. Werke von Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä. / d. J. und Hans Holbein d. Ä. enthält. Prägende Besonderheit sind zahlreiche Kopien des 16. bis 19. Jahrhunderts, die Heller den Originalen beiordnete. Die oftmals zu vielen auf einen Bogen montierten Nachstiche/-schnitte sind Ausdruck der fortdauernden Vermarktbarkeit im internationalen Kontext sowie seiner einzigartigen Sammelleidenschaft. Zeitlebens hatte Heller Kontakt mit namhaften Kunsthändlern und Kunstsammlern, erstellte handschriftliche Zusätze und listete die bereits zusammengetragenen Werke und auch solche, die er noch nicht erwerben konnte, in kunsthistorischen Publikationen.

Im Rahmen des Projekts wird das prototypisch ausgewählte Konvolut hochauflösend digitalisiert und nach kooperativ entwickelten Erschließungs- und Digitalisierungsstandards sowie Empfehlungen des internationalen Arbeitskreises Graphik vernetzt erfasst. Die Verknüpfung mit bibliotheksüblichen Beständen, Manuskripten und Archivalien wird durch eine Neuerstellung des Suchservers sowie der lokalen Recherche- und Präsentationsoberfläche erreicht. Ziel ist es, die Geschichte der Heller-Sammlung, deren Ordnungssystematik und die feinteiligen Verquickungen zwischen den Objekten aus unterschiedlichsten Bestandsgruppen für die externe Nutzung und die Forschung zugänglich zu machen. Bereits während der Projektlaufzeit werden die Ergebnisse sukzessive über die Bamberger Schätze bereitgestellt und regelmäßig aktualisiert.

Über die Erfassung im lokalen Repositorium hinaus werden die tiefenerschlossenen Blätter in die leistungsstarke und internationale Verbunddatenbank Graphikportal integriert, die vom Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) aufgebaut wurde. Diese Plattform des Projektpartners bietet die Möglichkeit, alle Abzüge einer Druckplatte miteinander recherchierbar zu machen. Als Hilfsmittel dienen bibliothekarische Verfahren wie die Verknüpfung mit der Gemeinsamen Normdatei (Personen, Institutionen, Orte, Werktitel) und kunsthistorische Referenzierungsmöglichkeiten wie Iconclass.

Für nähere Auskünfte zum Projekt wenden Sie sich bitte an die Direktion.

Korrespondenz Joseph Hellers

Im Zuge des Digitalisierungsprojekts „Die Korrespondenz des Kunstgelehrten und Sammlers Joseph Heller – Einblicke in die Kulturinfrastruktur des 19. Jahrhunderts“ werden seit 2022 insgesamt 4625 Briefentwürfe und Briefe als Teil der Bamberger Schätze online präsentiert. Der Heller’sche Briefwechsel bietet mit den Briefentwürfen von Heller sowie den von Künstlern, Verlegern, Kunstsammlern und Kunsthändlern an Heller adressierten Briefen einen Blick auf den Kunstmarkt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und gibt Aufschluss über Sammlungsgeschichten, Provenienzen und Preise.

Das Projekt wurde ermöglicht durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Programms NEUSTART KULTUR.

Franken-Ansichten

Das Gemeinschaftsprojekt der Staatsbibliothek Bamberg und der Verbundzentrale des Bibliotheksverbunds Bayern wird von der Oberfrankenstiftung gefördert und hat zum Ziel, die reichen Bestände der Staatsbibliothek Bamberg an historischen Orts- und Regionalansichten einem breiten Publikum im Internet zu präsentieren.

Der geographische Fokus liegt auf Oberfranken und Bamberg, zeitlich ist der Bogen weit gespannt mit einem Schwerpunkt auf Ansichten, Bildern und Fotos des 19. Jahrhunderts. Alle Ansichten werden mit Daten aus der Gemeinsamen Normdatei (GND) angereichert und kunsthistorisch erschlossen.

Ein erstes Konvolut, das im Zuge des Projekts bearbeitet wurde, umfasst rund 300 Messbilder, die in Bamberg zwischen 1903 und 1913 aufgenommen wurden. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentieren den Zustand Bamberger Baudenkmäler und sind zentrale historische Quelle zum Stadtbild im beginnenden 20. Jahrhundert.

Weitere Projektergebnisse sollen 2024 sichtbar gemacht werden. Ein sukzessiver Ausbau des Angebots ist geplant. Für nähere Auskünfte zum Projekt wenden Sie sich bitte an die Direktion.

E.T.A. Hoffmann-Portal

Die Staatsbibliothek Bamberg besitzt neben der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz die weltweit größte Sammlung zu dem romantischen Schriftsteller, Zeichner und Komponisten E. T. A. Hoffmann (1776–1822), der von 1808 bis 1813 in der fränkischen Bischofsstadt lebte.

Die Autographen, Zeichnungen und Musikalien E. T. A. Hoffmanns im Bestand der Staatsbibliothek Bamberg sind bereits vollständig digitalisiert und in Kalliope, der nationalen Datenbank für Nachlässe und Autographen, erschlossen. Alle Werke sind im Rahmen der Bamberger Schätze frei zugänglich.

Das E.T.A. Hoffmann-Portal der Staatsbibliothek zu Berlin verbindet die Bamberger Materialien mit Beständen andererer Institutionen. Das bislang einzigartige Angebot ermöglicht übergreifende Recherchen über unterschiedliche Kataloge, Datenbanken und Bibliographien. Dadurch eröffnet es einen vielseitigen und umfassenden Zugang zum Leben und Werk E. T. A. Hoffmanns. Ein literarischer Stadtrundgang durch Bamberg wird ebenso geboten wie Anregungen für die Vermittlung von Hoffmanns Werken im Unterricht.

Für nähere Auskünfte zum Projekt wenden Sie sich bitte an die Direktion oder die Berliner Arbeitsstelle.

Google-Massendigitalisierung

Seit September 2019 beteiligt sich die Staatsbibliothek Bamberg an einem Projekt zur Massendigitalisierung ihrer urheberrechtsfreien Bestände an historischen Drucken. Bereits 2007 hatte die Bayerische Staatsbibliothek in München eine Kooperationsvereinbarung mit Google geschlossen, in die auch die bayerischen regionalen staatlichen Bibliotheken als nachgeordnete Behörden der Bayerischen Staatsbibliothek einbezogen sind. Davon profitiert nun auch die Staatsbibliothek Bamberg.

Der Bestand an Drucken des 16. bis 19. Jahrhunderts in der Staatsbibliothek Bamberg umfasst etwa 130 000 Titel. Von diesen sollen im Rahmen des Google-Projekts über eine Laufzeit von mehreren Jahren etwa 80 % digitalisiert und über den Bamberger Katalog und Google Books kostenfrei zugänglich gemacht werden. Wertvolle historische Quellen und seltene Regionalpublikationen werden so einem breiten internationalen Publikum verfügbar. Dank der Partnerschaft mit Google und der Bayerischen Staatsbibliothek können darüber hinaus neue Zugangswege zu den Texten und Bildern in den Büchern entwickelt werden, wie eine Volltextsuche auch in heute schwer lesbaren Schriften wie Fraktur, eine Bildähnlichkeitssuche oder die Einbindung in kuratierte Kollektionen und virtuelle Ausstellungen, zum Beispiel auf der Plattform Google Arts & Culture.

Bei der Auswahl von Büchern für die Digitalisierung erfolgt eine sorgfältige Überprüfung der vorhandenen Katalogisate und des konservatorischen Zustands. Fehler im Katalog werden korrigiert. Fragile, beschädigte und gefährdete Bände können nicht digitalisiert werden. Die Digitalisierung erfolgt außer Haus, daher sind Bücher aus wechselnden Bestandsgruppen für einige Wochen nicht in der Bibliothek einsehbar.

Das Massendigitalisierungsprojekt macht die historischen Bestände der Staatsbibliothek Bamberg für alle Interessierten komfortabel vom heimischen PC aus benutzbar. Die internationale Sichtbarkeit der Sammlungen wird dadurch erheblich gesteigert.

Für nähere Auskünfte zum Projekt wenden Sie sich bitte an die Direktion.

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