Gebäude

Die Staatsbibliothek ist seit 1965, als sie vom ehemaligen Kollegienhaus der Jesuiten in der Inselstadt auf den Domberg umzog, in der Neuen Residenz untergebracht. Während der Lesesaal und das darunter im ehemaligen Weinkeller befindliche Kompaktmagazin im Hauptflügel sind, liegen die meisten Räume der Bibliothek im Ostflügel des Gebäudes.

Neue Residenz

Die Neue Residenz ist ein vierflügeliger Gebäudekomplex aus Sandstein, der in zwei Bauabschnitten ursprünglich für die Bamberger Fürstbischöfe erbaut wurde. Nachdem ab 1613 die ersten beiden Flügel im Renaissancestil errichtet worden waren, schuf Johann Leonhard Dientzenhofer in den Jahren 1697 bis 1703 für Lothar Franz von Schönborn (1655–1729), Fürstbischof von Bamberg und Kurfürst von Mainz, zwei barocke Flügel: Der Eingangsflügel und der als Lochaugassentrakt bezeichnete Ostflügel begrenzen den Domplatz unmittelbar und prägen ihn durch ihr markantes Aussehen wesentlich.

Geschichte

Nach seiner Abdankung starb der letzte Bamberger Fürstbischof, Christoph Franz von Buseck, im September 1805. Seit 1803 war die Neue Residenz Besitz der Wittelsbacher, unter denen Bayern 1806 zum Königreich erhoben wurde. Am 5. Oktober 1806 unterzeichnete Napoleon in der Neuen Residenz die Kriegserklärung gegen Preußen. Am 1. Juni 1815 war die Residenz dann Schauplatz einer der letzten Episoden der napoleonischen Ära: Louis-Alexandre Berthier, ein Marschall Napoleons, fand dort durch den Sturz aus einem der oberen Fenster den Tod.

Seit 1862 verbrachten der abgedankte griechische König Otto I. von Wittelsbach und seine Gattin Amalie ihr Exil in Bamberg. Um die Jahrhundertwende residierte hier Kronprinz Rupprecht, dessen Sohn Luitpold 1901 im Kaiserappartement geboren wurde. Während der Räterepublik war die Neue Residenz von April bis August 1919 Sitz der Bayerischen Staatsregierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann und des Landtags. Die erste demokratische bayerische Verfassung wurde im Spiegelsaal der Harmonie am Schillerplatz verabschiedet.

Seit den 1920er Jahren machte man die historischen Räume der Neuen Residenz sukzessive der Öffentlichkeit zugänglich. Die Umgestaltung des Ostflügels für eine Nutzung durch die Staatsbibliothek erfolgte 1964/65.

Historische Schauräume

Im Ostflügel, der den Domplatz in Stadtrichtung begrenzt, befand sich ursprünglich die fürstbischöfliche Verwaltung. Auf diese Funktion gehen zwei Archivräume zurück, die noch mit den originalen Regalen und Archivtruhen bestückt sind und im Rahmen von Führungen durch die historischen Schauräume besichtigt werden können.

Gleichfalls nur bei Führungen zu sehen sind die sogenannten Dominikanerräume, deren Name sich von ihrer Ausstattung mit den Bücherregalen des Bamberger Dominikanerklosters ableitet, das während der Säkularisation aufgelöst wurde. Einer dieser Räume beherbergt die Bipontina, die ehemalige Bibliothek des wittelsbachischen Herzogs Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken (1746–1795).

Zu den internen (und auch bei Führungen nicht zugänglichen) Räumlichkeiten der Staatsbibliothek zählt auch der alte Bibliothekssaal im obersten Geschoss des Vierzehnheiligenpavillions, der den Ostflügel an seinem südlichen Ende beschließt. Die Wände wurden 1843 mit Scheinmalereien im pompejanischen Stil verziert.

Eingangsbereich und Lesesaal

Allgemein zugänglich ist der Eingangsbereich. Dort werden kulturgeschichtlich wertvolle Glasgemälde des 16. und 17. Jahrhunderts präsentiert, deren Besitz die Bibliothek einem ihrer Mäzene verdankt, dem Kunsthistoriker und Sammler Joseph Heller (1798–1849).

Von der Eingangshalle aus gelangt man in den Lesesaal. Dieser besteht aus dem ursprünglichen Audienzraum und dem einstigen Sommersaal. Die beiden Räume legte Balthasar Neumann 1731 zusammen, indem er die Trennungsmauer mit drei Bögen durchbrach. Seit 1737 wurde der heutige Lesesaal als Hofkapelle genutzt. Erhalten blieben die kriegerischen Deckenstuckaturen Johann Jakob Vogels von 1704. Vor den Fenstern des Lesesaals liegt der Rosengarten, dessen Anlage ebenfalls auf Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn zurückgeht.

Scagliolasaal und Sterngewölbe

Während der Wechselausstellungen der Staatsbibliothek können auch das Sterngewölbe (ehemals Bad) und der Scagliolasaal (ursprünglich Gartensaal, später Sakristei) besichtigt werden. Der Name des Saals leitet sich von der Scagliolatechnik ab, mit der die Wandflächen geschmückt sind. Eingelegte und verschliffene blaugrüne Dekorelemente aus Stuckmarmor, darunter Vögel, Insekten und Pflanzengirlanden, machen den Raum zu einem der schönsten der gesamten Neuen Residenz. Das zentrale Deckenfresko, umrahmt von stuckierten Ranken, Blüten und Putten, zeigt den Gott Apollon auf dem Sonnenwagen.

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