Traurige Berühmtheit erlangte der Junius-Brief, jener Abschiedsbrief, den der Bamberger Bürgermeister Johannes Junius 1628 im Hexengefängnis kurz vor seiner Hinrichtung verfasste. Die vier eng beschriebenen Seiten sind erschütterndes Zeugnis eines Menschen, der in einer ausweglosen Situation einen letzten Gruß an seine Tochter formuliert. Da die Schrift von Junius nicht leicht entzifferbar ist, wird eine buchstaben- und zeilengetreue Abschrift eingeblendet, die der Edition von Johannes Hasselbeck und Dr. Robert Zink entnommen ist. Beiden Autoren, die ihre Transkription nochmals eigens für die Online-Präsentation überarbeitet haben, gilt unser herzlicher Dank.
Ebenfalls im Internet zu finden ist eine in der Staatsbibliothek aufbewahrte Radierung, die das Bamberger Malefizhaus zeigt. Im Jahr 1627 ließ Fürstbischof Johann Georg Fuchs von Dornheim auf dem früheren Schießplatz (heute Ecke Franz-Ludwig-Straße/Promenade) dieses massive Steingebäude erbauen. Das Aussehen und Grundriss des Hauses, in dem Beschuldigte gefangen gehalten wurden, sind in der zeitgenössischen Abbildung festgehalten.
Außerdem ermöglichen die Bamberger Schätze den Online-Zugriff auf die Bambergische Halsgerichtsordnung in verschiedenen Druckausgaben. Dieses 1507 verfasste juristische Werk regelte neben dem materiellen Strafrecht auch das Prozessrecht und wurde bei den damaligen Hexenprozessen zurate gezogen.
Das ZDF zeigt am Sonntag, 5. April 2020, um 19:40 Uhr die neue Terra X-Dokumentation Eine kurze Geschichte über die Hexenverfolgung. Im Zuge der Dreharbeiten besuchte das Filmteam auch die Staatsbibliothek Bamberg, der Junius-Brief und das Bamberger Malefizhaus werden in Film thematisiert. Geschichtsblogger Mirko Drotschmann, bekannt als „MrWissen2go“, gibt einen 45-minütigen Überblick über die Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit. Die Sendung ist auch in der ZDF-Mediathek abrufbar.