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Johann Lukas Schönlein und die Geburt der modernen Medizin

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Den auf medizinisch naturwissenschaftlichem Gebiet wohl berühmtesten Sohn Bambergs stellt Prof. Dr. med. Bernhard Manger vor: Johann Lukas Schönlein gilt als derjenige, der im 19. Jahrhundert „der klinischen Medizin in Deutschland zum Durchbruch verhalf“.

Johann Lukas Schönlein, 1860 | SBB, V Ad 144

Johann Lukas Schönlein, 1860 | SBB, V Ad 144

Geboren in Bamberg am 30. November 1793 als Sohn eines Seilermeisters lehrte Johann Lukas Schönlein im Laufe seines Lebens als Professor für Pathologie und Therapie an den Universitäten in Würzburg, Zürich und Berlin. Da von ihm nur wenig gedruckte Arbeiten existieren und große Teile seiner handschriftlichen Korrespondenz als im 2. Weltkrieg verloren galten, konnten viele Aspekte seines Lebens bislang nur unvollständig rekonstruiert werden. Mit der Erschließung eines im Sommer 2017 auf einem Erlanger Dachboden entdeckten Briefnachlasses des Mediziners können jedoch heute zahlreiche Details seines Lebens neu beleuchtet werden. Über eintausend Briefe und fast achtzig Schönlein Autographen erlauben unerwartete Einblicke in das Leben des großen Bamberger Arztes, der durch seine innovative Art zu lehren die Grundlagen für unaufhaltsamen Aufstieg der deutschen Medizin im des 19. Jahrhunderts schuf. Aber auch bei den entscheidenden Ereignissen der europäischen Demokratiegeschichte, wie dem Frankfurter Wachensturm, dem Züriputsch und der Berliner Märzrevolution war Schönlein unmittelbar beteiligt. Auf dem Boden der jetzt wieder verfügbaren Quellen publizierte der Referent die erste umfassende Schönlein-Biografie über diesen außergewöhnlichen Arzt und Menschen – rechtzeitig zu dessen 230. Geburtstag.

Der Königlichen Bibliothek Bamberg ließ Schönlein bereits zu Lebzeiten immer wieder Schenkungen zukommen und vermachte ihr testamentarisch zahlreiche Bücher. Schönlein starb 1864. Insgesamt gelangten aus seinem Besitz über 10 000 Bände in den Bestand der heutigen Staatsbibliothek Bamberg, darunter geographische und historische Werke aus aller Welt.

Nach seinem Studium der Medizin an der Universität Erlangen war Prof. Dr. med. Bernhard Manger von 1981 bis 1988 Assistenzarzt am Institut für klinische Immunologie und Rheumatologie. 1989 folgte die Anerkennung zum Facharzt für Innere Medizin, 1990 die Habilitation über „Membranstrukturen und intrazelluläre Signalmechanismen der T-Lymphozytenaktivierung“. Seit 1993 ist er Stellvertreter des Klinikdirektors der 3. Medizinischen Klinik der Universität Erlangen, 1994 wurde er zum C3-Professor für Innere Medizin/Rheumatologie an der Universität Erlangen berufen. Bernhard Manger ist Mitglied der Sachverständigenkommissionen des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz, außerdem Vorsitzender der Kommission „Pharmakotherapie“ der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, Fachberater im Gebiet Innere Medizin (Schwerpunkt Rheumatologie) und Immunologie für die Bayerische Landesärztekammer. Pathogenese, seltene immunologische Erkrankungen sowie Diagnostik und Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen sind seine Forschungsschwerpunkte.

Dieser Vortrag ist der zehnte innerhalb der elfteiligen Reihe Bamberger Buch-Geschichten 2023/24. Die Vortragsreihe wird in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Volkshochschule Bamberg Stadt, dem Colloquium Historicum Wirsbergense und dem Historischen Verein Bamberg durchgeführt.

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