Ulrike Grießmayr liefert zunächst mit Definition und Begriffsabgrenzung den Auftakt zu einer kunstgeschichtlichen Einordnung. Das Buntpapier ist zwar nur eine kleine, wenig bekannte Sparte der angewandten Kunst, weist aber so viele Verbindungen zu anderen Kunstformen auf wie kaum eine andere. Bei den unterschiedlichen Dekoren finden sich zahlreiche Verwandtschaften: Marmorpapier zu architektonischen Oberflächen wie Stuckmarmor, Modeldruckpapier zu bedruckten Textilien, Brokatpapier zu gewirkten Stoffen, Sprenkel- und Kleisterpapier zur Veredelung von Leder und Holz. Motive sind von anderen kunsthandwerklichen Erzeugnissen bekannt und wie diese der Mode unterworfen. Zugleich sind die Anwendungsgebiete weit gefächert, vom Beziehen von Büchern bis zum Auskleiden von Schränken oder Räumen, äußere Hülle sowie farbenfroh leuchtendes Inneres.
Die Beliebtheit der bunten Papiere spiegelt sich in ihrer Verbreitung; es gab Manufakturen wie Remondini, die die halbe Welt belieferten. Die Vertriebswege vor allem von Modeldruckpapier deutscher Hersteller müssen noch besser erforscht werden, insgesamt aber wurden Buntpapiere nachweislich weit gehandelt, waren auf Messen und bei Papierhändlern erhältlich. Aus dem künstlerisch bedeutenden Zentrum Augsburg kommen Bronzefirnis- und Brokatpapiere. Buntpapierverleger wie Georg Christoph Stoy lassen in Heimarbeit fertigen und bieten eine breite Palette von Sorten zu günstigen Preisen an.
Die Produktion vergrößert sich noch mit dem Fortschreiten des 18. Jahrhunderts. Immer mehr wird gedruckt, literarische wie künstlerische Erzeugnisse, die Zeit der „Manufacturen“ und schließlich „Fabriquen“ bricht an. Das Papier an sich ist im 18. Jahrhundert ein Produkt erster Güte. Buntpapiere stellen noch eine Steigerung dar. Sie bekleiden gedruckte Gefühle, Freundschaften, Utopien, politische Pamphlete, aufregende Neuerungen der Technik und Naturwissenschaft, sei es als Interimsumschlag oder für immer. Die französischen Broschuren mit ihren Dominotier- und Schneckenmarmor-Umschlägen sind beispielhaft dafür. Papiertapeten, noch als Einzelblätter, nicht als Rollenware, werden an die Wände geklebt und wetteifern mit den Ornamenten am Bucheinband- oder Vorsatz, an den Etuis für Karten und Brillen. Papier – das weiße wie das farbenfroh verzierte – wird leidenschaftlich und in allen Lebenslagen genutzt.
Ulrike Grießmayr ist Künstlerin (Diplom) und Buntpapiermacherin. Sie ist im Antiquariatsbuchhandel und als freie Graphikerin tätig und fertigt Buntpapiere nach historischem Vorbild. In Bamberg betreibt Ulrike Grießmayr ein Ladengeschäft mit eigener Werkstatt. Sie widmet sich der Erfassung der Buntpapierbestände der Staatsbibliothek Bamberg.
Keine Anmeldung erforderlich. Die Plätze im Lesesaal sind begrenzt, Einlass ab 10:30 Uhr. Das Parken auf dem Domplatz ist am Eröffnungstag bis 13:00 Uhr gestattet. Mit Ihrer Teilnahme an der Vernissage erklären Sie sich damit einverstanden, dass Sie ggf. auf Fotos zu sehen sind, die im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Staatsbibliothek Bamberg verwendet werden.