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Europäische Wirtschaftsbeziehungen im Zeitalter der Renaissance

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Im Spiegel von Rechnungsbuchfragmenten, die sich in der Staatsbibliothek Bamberg erhalten haben, befasst sich Prof. Dr. Mark Häberlein mit Fernhandel und Finanzgeschäften im 16. Jahrhundert.

Fragmente eines Geschäftsbuches der Welser in Augsburg. Augsburg, 1554-1560 | SBB, Msc.Var.13#1, Bl. 13v-14r

Fragmente eines Geschäftsbuches der Welser in Augsburg. Augsburg, 1554-1560 | SBB, Msc.Var.13#1, Bl. 13v-14r

Die Augsburger Welser-Gesellschaft gehörte zu den kapitalkräftigsten Handelshäusern des 16. Jahrhunderts; bekannt geworden ist sie vor allem durch ihre Beteiligung an portugiesischen Indienfahrten, ihre Rolle als Bankier Kaiser Karls V. und ihr gescheitertes Kolonialprojekt in Venezuela. Nach dem Bankrott der Welser im Jahre 1614 wurden ihre Geschäftsunterlagen in alle Winde zerstreut; Buchbinder makulierten die Rechnungsbücher und recycelten das Papier zur Verstärkung von Bucheinbänden. Bei Restaurierungsarbeiten sind in verschiedenen Bibliotheken und Archiven Fragmente dieser Rechnungsbücher wieder zum Vorschein gekommen. Eines der umfangreichsten dieser Fragmente besitzt die Staatsbibliothek Bamberg. Die Handschrift vermittelt detaillierte Einblicke in das europaweite Handels- und Kreditnetzwerk des Unternehmens von 1554 bis 1560. Wenige Jahre nachdem Bartholomäus Welser die Geschäftsführung an seine Söhne übergeben hatte, handelten diese in großem Stil mit Gewürzen, Farbstoffen, Textilien und Metallwaren, tätigten aber auch umfangreiche Wechsel- und Anleihegeschäfte.

Prof. Dr. Mark Häberlein studierte Neuere Geschichte, Amerikanistik und Politikwissenschaft an der Universität Augsburg sowie an der Michigan State University und wurde 1999 in Augsburg promoviert. Von 1991 bis 1997 war er Assistent am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er sich 1996 habilitierte. Von 1997 bis 2001 war er Oberassistent am Historischen Seminar der Universität Freiburg. Im Jahre 1999 erhielt er den Gerhard-Hess-Förderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie ein Feodor-Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung für einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Pennsylvania State University. 2001 wurde er in Freiburg zum außerplanmäßigen Professor ernannt und erhielt ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seit 2004 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte an der Universität Bamberg. Er hat zahlreiche Publikationen zur Wirtschafts-, Sozial-, Stadt- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit sowie zur Geschichte Nordamerikas und der atlantischen Welt vorgelegt.

Dieser Vortrag ist der achte innerhalb der dreizehnteiligen kostenfreien Online-Vortragsreihe Bamberger Buch-Geschichten. Von Oktober 2021 bis Februar 2022 erzählen Referentinnen und Referenten immer dienstags, in der Regel um 19:00 Uhr, Geschichten über Bücher und andere in Bibliotheken verborgene Schätze.

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