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Die Librettosammlung der Bibliotheca Bipontina

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Opéra-comique, dramma per musica oder ein Singspiel? Den Relationen zwischen der Librettosammlung und dem Musikleben am Zweibrücker Hof widmet sich der Vortrag von Yevgine Dilanyan.

Chansons choisies. Tome premier. Genf, 1782 | SBB, Bip.L.fr.d.14(1

Chansons choisies. Tome premier. Genf, 1782 | SBB, Bip.L.fr.d.14(1

„Der Text ist in der Hand des Componisten eine Pomeranze, die er so lange drückt, bis ihr der letzte goldene Tropfen entträufelt“, zitierte der Dichter und Publizist Christian Friedrich Daniel Schubart den Philosophen Jean-Jacques Rousseau in seiner Schrift „Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst“. Die Sammlung von Musikalien in der Bibliotheca Bipontina der Staatsbibliothek Bamberg umfasst zahlreiche Libretti, in denen sich mannigfaltige Gattungen des französischen und italienischen Musiktheaters spiegeln. Jedoch kann ein im 18. Jahrhundert publiziertes und auf den ersten Blick schlichtes Textbüchlein verborgene Schätze enthalten. Die aufgelisteten Namen der Darstellerinnen und Darsteller einer Erstaufführung, ein- oder mehrstimmige Notenbeilagen oder die Ballett-Libretti, die einem Opernlibretto beigefügt sein können, offenbaren vielfältige Bezüge zur Tradition, Innovation oder Aufführungspraxis.

Die Beschäftigung mit der Zweibrücker Hofkapelle führte Yevgine Dilanyan nach Speyer, München und Bamberg, wo das zerstreute Erbe des Zweibrücker Hofs – Archivalien und Musikalien – aufbewahrt wird. Die Entdeckung der aus der Regierungszeit Carl II. Augusts stammenden Musikalienlisten im Landesarchiv Speyer beleuchtet von innen heraus das Musikleben am Hof und die in der Bamberger Staatsbibliothek erhaltenen Musikalien der Bibliotheca Bipontina. Die aus Notenbänden, theoretischen Schriften und Libretti bestehenden Musikalien sind wesentliche Bausteine im Mosaikbild der Zweibrücker Hofmusik und bedürfen neben den anderen vorhandenen Quellen einer weiteren Aufarbeitung.

Yevgine Dilanyan studierte Komposition, Musikwissenschaft und Schulmusik in Mannheim und Heidelberg. Von 2017 bis 2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Schwerpunkt: Zweibrücker Hofkapelle). Zurzeit ist sie Doktorandin am musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg und Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik Würzburg.

Dieser Vortrag ist der zehnte innerhalb der dreizehnteiligen kostenfreien Online-Vortragsreihe Bamberger Buch-Geschichten. Von Oktober 2021 bis Februar 2022 erzählen Referentinnen und Referenten immer dienstags, in der Regel um 19:00 Uhr, Geschichten über Bücher und andere in Bibliotheken verborgene Schätze.

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