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Botanik in Bild und Text – Neue Sammlung in den Bamberger Schätzen

Die Bamberger Schätze geben digitale Einblicke in die historischen Sammlungen der Staatsbibliothek Bamberg. Neu hinzugekommen sind nun ausgewählte illustrierte Pflanzenbücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie enthalten Kupfer- und Holzschnitte von Blumen, Pilzen, Fruchtbäumen sowie Fraßpflanzen von Raupen. Die zugehörigen Texte bieten sachliche Erklärungen, Rezepte, aber auch Betrachtungen in Prosa und Versen auf Deutsch oder Latein.

Kirschbaum. Kolorierter Holzschnitt aus dem Florilegium des Ulricus Völler von Gellhausen. Frankfurt am Main, Weixner, 1616 | SBB, Bot.f.77, Bl. 50r

Kirschbaum. Kolorierter Holzschnitt aus dem Florilegium des Ulricus Völler von Gellhausen. Frankfurt am Main, Weixner, 1616 | SBB, Bot.f.77, Bl. 50r

Grosse, hundertblätterichte Rose. Von Sibylla Maria Merian eigenhändig kolorierte Kupfertafel aus ihrem Werk „Der Raupen wunderbare Verwandelung, und sonderbare Blumen-Nahrung“. Nürnberg, Graff, 1679 | SBB, HV.Rar.103(1, Bl. 24r

Grosse, hundertblätterichte Rose. Von Sibylla Maria Merian eigenhändig kolorierte Kupfertafel aus ihrem Werk „Der Raupen wunderbare Verwandelung, und sonderbare Blumen-Nahrung“. Nürnberg, Graff, 1679 | SBB, HV.Rar.103(1, Bl. 24r

Innerhalb der Sammlung Botanik in Bild und Text sticht das Bamberger Exemplar eines Buches von Matthias Lobelius hervor: Es diente gut 35 Jahre nach seinem Erscheinen im Jahr 1581 als Vorlage für den Künstler, der die blaue Prachtwinde an die Decke der Bamberger Kirche Sankt Michael malte. Der sogenannte Himmelsgarten der ehemaligen Klosterkirche zeigt annähernd 600 Blumen, Kräuter und Bäume und verbindet das naturkundliche Interesse an Pflanzen mit deren theologischer Deutung.

Als Anleitung für einen Lustgärtner, der nach einer ebenso schönen wie nützlichen Handreichung suchte, war ein barockzeitliches Werk gedacht: das mit kolorierten Holzschnitten und „teutschen Reimen“ geschmückte Florilegium von 1616.

Maria Sibylla Merian ist in der Online-Sammlung mit mehreren Werken vertreten: Neben drei Unikaten in Form eigenhändiger Zeichnungen findet sich Merians Raupenbuch in zwei Bänden sowie ihr dreiteiliges Blumenbuch.

Ebenfalls für wissenschaftliche Zwecke nutzbar waren die zahlreichen farbigen Pilzbilder des Coburger Gymnasiallehrers Köhler in einer Handschrift von 1758.

Die laufend ergänzte Sammlung botanischer Werke fügt sich in ein passendes Umfeld ein: Zwar wurde in Bamberg kein dem berühmten Hortus Eystettensis vergleichbarer „Hortus Bambergensis“ angelegt. Dafür aber ist die Erwerbsgärtnerei in Bamberg seit Jahrhunderten verankert. Im Jahr 2016 wurde sie durch die UNESCO in das immaterielle Kulturerbe in Deutschland aufgenommen. Bereits seit 1993 gehört die Altstadt, in der ein Teil des Erwerbsgartenbaus stattfindet, zum UNESCO-Welterbe. Gärten von Adeligen und Bürgern, frühe öffentliche Parks, eine Naturforschende Gesellschaft und ein Naturkundemuseum sind hier angesiedelt. Die Berufsgruppe der Kunstgärtner war zeitweise gut vertreten, und ein über Jahrzehnte aktiver Gartenbauverein versammelte Liebhaber der Blumistik.

Die Beta-Version der neu aufgesetzten Bamberger Schätze soll das Arbeiten mit den digitalen Sammlungen der Staatsbibliothek Bamberg noch nutzerfreundlicher gestalten. So ermöglicht das responsive Design den Zugriff über alle gängigen Endgeräte wie Smartphone, Tablet und Desktop. Große Treffermengen lassen sich gezielt und komfortabel durch die Auswahl vorgegebener Merkmale einschränken.

Außer in den Bamberger Schätzen lassen sich weitere Digitalisate botanischer Werke auch über den Bamberger Katalog finden. Im Rahmen der Google-Massendigitalisierung urheberrechtsfreier historischer Drucke wurden bereits zahlreiche Pflanzenbücher, unter anderem aus Beständen der Staatsbibliothek Bamberg, vollständig gescannt und mit den bibliographischen Daten im Katalog verknüpft. Da die Digitalisate kostenfrei über den heimischen PC nutzbar sind, muss man die eigenen vier Wände bei ausschließlicher Blumenzucht im Zimmer gar nicht mehr verlassen.

 

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