Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Staatsbibliothek Bamberg,
„Traum: bei einem Glas Wein stöbern + blättern dürfen“, so formulierte unlängst ein Gast in unserem Besucherbuch, nachdem er in unseren Ausstellungsräumen wertvolle Handschriften betrachtet hatte. Und wer würde nicht gern einmal eine mittelalterliche Handschrift in Händen halten, mit den Fingern über den prächtigen Einband streifen, die Seiten unbefangen durchblättern und farbenprächtige Buchmalereien bei hellem Tageslicht und ohne trennende Glasscheibe betrachten?
Was aus konservatorischen Gründen ausgeschlossen scheint, wird manchmal durch einen Kniff möglich: Einige Verlage sind auf die Herausgabe von Faksimileausgaben spezialisiert. Durch teils höchst aufwendige Produktionsverfahren schaffen sie ein modernes Werk, das der originalen Handschrift exakt nachempfunden ist, angefangen bei der Größe über die Beschaffenheit des Beschreibstoffes bis hin zur Farbigkeit von Schrift und Bild. „Fac simile!“ – „Mache ähnlich!“, so lautet der lateinische Imperativ, dem sich die Verleger unterwerfen.
Im vergangenen Jahr wurde eine bekannte Handschrift aus unseren Beständen faksimiliert. Der Bamberger Psalter, entstanden vermutlich um das Jahr 1230 in Regensburg, stellte den Quaternio Verlag Luzern dabei vor besondere Herausforderungen: So wurden nicht nur alle 208 Blätter mit den Psalmentexten täuschend echt wiedergegeben, einschließlich der elf Initialzierseiten und fünfzehn ganzseitigen Bilder zum Leben Christi. Auch der Einband erscheint verblüffend echt: Die Außenseiten des Bamberger Psalters bedecken durchscheinende Platten aus Horn. Sie dienen zum Schutz der bemalten Pergamentblätter, mit denen die Vorder- und Rückseiten der hölzernen Buchdeckel verziert sind. Schmale Leisten aus Metall befestigen die Hornplatten auf dem Buch.
Das Vergnügen, eine derart hochkarätige Handschrift nahbar zu machen, wird bereichert durch ihre wissenschaftliche Erschließung: Das Faksimile begleitet ein Kommentarband, in dem Spezialisten aus den Bereichen Kunstgeschichte, Handschriftenkunde sowie Buch- und Textilrestaurierung den Psalter aus ihrer jeweiligen Perspektive beleuchten. Fragen Sie an der Lesesaal-Theke nach dem Faksimile und dem Kommentarband, um darin in Ruhe zu blättern. Allein das Glas Wein müssen wir Ihnen verwehren.
Völlig unbedenklich ist der Verzehr von Speisen und Getränken natürlich dann, wenn Sie von zu Hause aus auf das vollständige Digitalisat des Bamberger Psalters zugreifen, das wir auf dem von uns gepflegten Portal www.bamberger-schaetze.de anbieten.
Wenn Sie eine Auswahl von Bildern durchklicken und dazu kurze Erläuterungen lesen möchten, bietet Ihnen unsere Virtuelle Ausstellung einen bequemen Einstieg.
Viel Freude beim Entdecken dieses Juwels wünscht Ihnen
Ihr Team der Staatsbibliothek Bamberg