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zwischen Zweigen, zwischen schwellenden Blüten – Florale Buntpapiere

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Die blumenreiche Ornamentik europäischer Buntpapiere und deren Wandel über die Jahrhunderte stellt Julia Rink vor.

Brokatpapier mit Goldprägedruck auf einfarbig smaragdgrünem Papier, 3. Hälfte 18. Jh. | SBB, XII M 43

Brokatpapier mit Goldprägedruck auf einfarbig smaragdgrünem Papier, 3. Hälfte 18. Jh. | SBB, XII M 43

Buntpapiere, als Flächendekor gestaltete und in verschiedenen Verfahren veredelte Papiere, sind als Vorsatz- oder Einbandpapiere wertvoller Bestandteil der Buchkultur ihrer Zeit. Motive mit Blüten, Blätter und Ranken zählen zu den beliebtesten Gestaltungselementen historischer Buntpapiere – sie finden sich als naturalistische Darstellungen, abstrahierte Formen oder vegetabile Fantasiegebilde. Die Ornamentik unterliegt verschiedensten Stilrichtungen und temporären Moden: von den goldgeprägten Rankenmustern der Brokatpapiere, über farbenprächtige Modeldruckpapiere mit blumigen Streudekoren bis hin zu schlichten Blütenstempeln der Herrnhuter Kleisterpapiere.

Florale Buntpapierdekore sind zugleich faszinierende Beispiele für einen weltweiten Kulturtransfer: So kam die Kunst des Marmorierens im 17. Jahrhundert mit türkischen Ebru-Papieren nach Europa und fand hier früh florale Formen, Dekore chinesischer Seidenbrokate inspirierten die Musterentwerfer süddeutscher Brokatpapiere und indische Kattune wurden von europäischen Modeldruckern adaptiert.

Julia Rinck ist seit 2020 Kuratorin der Grafischen Sammlung und der Buntpapiersammlung am Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Sie ist als Kunsthistorikerin auf die Themenbereiche historischer Buntpapiertechniken und moderner Papierveredelung spezialisiert und hat als Fachautorin verschiedene Publikationen veröffentlicht. Sie ist Gründungsmitglied des Internationalen Arbeitskreises Buntpapier und hat mehrere Buntpapiersammlungen wissenschaftlich bearbeitet, u.a. die über 14 000 Muster umfassende Hübelsammlung am Archiv des Deutschen Museums in München. Julia Rinck hat Lehraufträge an Universitäten und Fachhochschulen, u.a. an der Universität Leipzig, der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig und der Universität Hildesheim. Ihr Volontariat absolvierte sie am GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig. Sie hat 1999 ihr Magisterstudium in den Fächern Germanistik, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft an der Universität Leipzig abgeschlossen.

Dieser Vortrag ist der sechste innerhalb der elfteiligen Reihe Bamberger Buch-Geschichten 2023/24. Die Vortragsreihe wird in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Volkshochschule Bamberg Stadt, dem Colloquium Historicum Wirsbergense und dem Historischen Verein Bamberg durchgeführt.

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