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Unheimlich Fantastisch – Vernissage

Sonntag, 24. Juli 2022, 11:00 Uhr

Mit einem Festakt im Lesesaal eröffnen wir unsere Ausstellung, die vom 25. Juli bis 22. Oktober 2022 zu sehen sein wird. Inhaltlich dreht sich bei der Vernissage alles um einen Gassenhauer, der für E. T. A. Hoffmann zum Schreckgespenst wurde: Rezitator Martin Neubauer liest aus dem „Kater Murr“, Nina Dörfler bringt Chansons zu Gehör, der ausgewiesene Hoffmann-Experte Prof. Dr. Wulf Segebrecht betritt Forschungsneuland.

Kater Murr und seine Tochter Mina im Keller. Einbandillustrationen zu Band 2 der „Lebensansichten des Katers Murr“. Radierung von Carl Friedrich Thiele nach einer nicht erhaltenen Vorlage von E. T. A. Hoffmann von 1821, Berlin, 1822 | SBB, Sel.229(2

Kater Murr und seine Tochter Mina im Keller. Einbandillustrationen zu Band 2 der „Lebensansichten des Katers Murr“. Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach einer nicht erhaltenen Vorlage von E. T. A. Hoffmann von 1821, Berlin, 1822 | SBB, Sel.229(2

E. T. A. Hoffmann mit einem Gassenhauer in Verbindung zu bringen, muss jedem Hoffmann-Bewunderer geradezu widersinnig erscheinen. Hatte er doch als Komponist und Schriftsteller alles andere im Sinn als die populären Lieder, die jedermann landauf, landab trällerte und die sich als lästige Ohrwürmer vor jede eigene produktive künstlerische Tätigkeit drängten. Darüber klagt Hoffmann schon als 19-Jähriger in einem Brief an seinen Herzensfreund Hippel. Und noch im „Kater Murr“ erzählt er, wie ein aufdringlicher Gassenhauer, ein „erbärmliches Lied“ mit einem „weinerlichen Text“, seinem alter Ego, dem Kapellmeister Kreisler, in die Quere kam. Ihm verdarb das Lied, so erzählt Kreisler, in seiner Jugend gründlich alle Lust zum Komponieren; und es trug ihm schließlich nichts anderes ein als eine kräftige Ohrfeige seines Onkels.
Was hat es mit diesem damals überaus populären Lied auf sich? Wer hat die Melodie erfunden und wer hat den Text verfasst? Wie verhält sich Hoffmanns Verachtung des Gassenhauers zu den Urteilen seiner Zeitgenossen, beispielsweise von Goethe oder von Jean Paul? Solchen in der Hoffmann-Forschung bisher noch nicht gestellten Fragen geht Prof. Dr. Wulf Segebrecht nach.

Zuvor trägt Rezitator Martin Neubauer Passagen aus Hoffmanns Werk vor. Nina Dörfler bringt, begleitet am elektronischen Piano von Sascha Riemann, den Gassenhauer zu Gehör. Wie schnell das Publikum den Ohrwurm wohl wieder loswird?

Wulf Segebrecht hatte bis zu seiner Emeritierung 2003 den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg inne. Als Mitherausgeber war er an der maßgeblichen Ausgabe der Werke E. T. A. Hoffmanns beteiligt, die 1985 bis 2004 im Deutschen Klassiker Verlag erschien. Neben zahlreichen Studien zu E. T. A. Hoffmann und zur deutschen Lyrik legte Segebrecht wegweisende Publikationen zur fränkischen Literatur und zum Bamberger Dichterkreis vor. Im Jahr 2012 wurde er für seine Verdienste um die E. T. A. Hoffmann-Forschung mit der E.T.A. Hoffmann-Medaille ausgezeichnet.

Das Parken auf dem Domplatz ist am Eröffnungstag bis 13:00 Uhr gestattet. Keine Anmeldung erforderlich.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Projektes Unheimlich Fantastisch – E. T. A. Hoffmann 2022.

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