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Signierstunde mit Paul Maar

Annähernd hundert Bücher stapelten sich auf einem Tisch im Lesesaal der Staatsbibliothek Bamberg, an dem während der pandemiebedingten Schließung Anfang März 2020 einer der berühmtesten Kinderbuchautoren Deutschlands Platz nahm. Geduldig nahm Paul Maar jedes einzelne seiner Werke in die Hand, um es zu signieren.

Paul Maar signiert in der Staatsbibliothek sein Werk | SBB

Paul Maar signiert in der Staatsbibliothek sein Werk | SBB

Paul Maars Namenszug auf dem Titelblatt zu seiner 1996 erschienenen Versgeschichte „Lisas Reise“, die der lettische Illustrator Kęstutis Kasparavičius bebilderte | SBB, 96.161, Titelblatt

Paul Maars Namenszug auf dem Titelblatt zu seiner 1996 erschienenen Versgeschichte „Lisas Reise“, die der lettische Illustrator Kęstutis Kasparavičius bebilderte | SBB, 96.161, Titelblatt

Seinen Namenszug ergänzte Paul Maar, der bis heute seine Bücher selbst bebildert, durch gekonnt hingeworfene charmante kleine Skizzen von Figuren, die im jeweiligen Buch eine Rolle spielen – allen voran natürlich das Sams mit Rüsselnase und Wunschpunkten. Mit ihm sind nun schon mehrere Generationen von Kindern aufgewachsen, denn fast 50 Jahre liegen zwischen der ersten Geschichte „Eine Woche voller Samstage“ aus dem Jahr 1973 und dem neuesten Buch „Das Sams und der blaue Drache“ von 2020.

An ein erwachsenes Publikum richtet sich dagegen Maars Autobiographie „Wie alles kam. Roman meiner Kindheit“, die ebenfalls im vergangenen Jahr erschien. In ihr erzählt er von seiner Kindheit im fränkischen Dorf Obertheres, wohin er mit seiner Stiefmutter vor den Bombenangriffen auf seine Geburtsstadt Schweinfurt geflüchtet war, dem spannungsreichen Verhältnis der beiden Omas Kuni und Rethel und der schwierigen Beziehung zum Vater, der erst 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. Ein Schlüsselerlebnis war für den zukünftigen Künstler und Schriftsteller ein Traum, in dem farbenprächtige Fische sein Zimmer durchzogen – auch in Maars Kinderbüchern bricht das Phantastische oft plötzlich in das Alltagsleben ein.

Nach der Gymnasialzeit in Schweinfurt studierte Maar an der Kunstakademie Stuttgart Malerei und arbeitete zunächst als Bühnenbildner, Kunsterzieher und Illustrator. Ende der 80er Jahre kehrte er von Baden-Württemberg nach Franken zurück und erwarb ein historisches Haus mitten in der Altstadt von Bamberg, nur wenige Gehminuten von der Staatsbibliothek entfernt. Als Regionalbibliothek sammelt diese das Werk kulturell prägender Persönlichkeiten, die durch ihr Leben und Wirken mit Oberfranken verbunden sind. Auch Paul Maar besitzt noch alle Ausgaben seiner mehr als 50 Werke, darunter auch die Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen. Manchmal, so erzählte er während der Signierstunde im Lesesaal, beschleiche ihn die Befürchtung, sein altes Haus könne dem Gewicht der vielen dort aufgestellten Bücher nicht standhalten. Wie schwierig es sein kann, die Anforderungen von Denkmalschutz und zeitgemäßer Nutzung miteinander zu vereinbaren, ist in der UNESCO-Welterbestadt Bamberg allenthalben ein Thema – nicht nur in der Staatsbibliothek in der barocken Residenz.

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