Entstanden ist die 36-zeilige Bibel vermutlich zwischen 1459 und 1461 in Bamberg. Anders als die Gutenberg-Bibel B42, bei der jede Seite 42 Textzeilen umfasst, enthält die Bamberger Ausgabe nur 36 Zeilen und ist daher erheblich umfangreicher. Bei der verwendeten Drucktype handelt es sich um die älteste Type Johannes Gutenbergs, die so genannte Donat-Kalender-Type. Die Lettern wurden im Februar 1461 in Bamberg von Albrecht Pfister für die Fabelsammlung „Der Edelstein“ verwendet, das erste deutschsprachige Buch mit Illustrationen. Die B36 ist erheblich seltener als Gutenbergs B42. Bislang sind 14 vollständige Exemplare bekannt sowie mehrere Fragmente, darunter auch Einzelblätter in der Staatsbibliothek Bamberg.
Dr. Eric Marshall White (Princeton, NJ, USA) ist seit 2015 an der Scheide-Bibliothek tätig, die der Abteilung für Spezialsammlungen sowie seltene Bücher und Handschriften der Princeton University Library angegliedert ist. Die Scheide-Bibliothek, ehemals Privatbibliothek des Sammlers William H. Scheide, ist die einzige Bibliothek außerhalb Europas, die die ersten sechs gedruckten Bibeln besitzt, darunter die B42, die Mentelin-Bibel, die B36 und die Fust-Schöffer-Bibel. Zuvor war White achtzehn Jahre lang für die Sondersammlungen an der Bridwell Library der Southern Methodist University in Dallas verantwortlich. Als Experte für den frühen europäischen Buchdruck veröffentlichte er zahlreiche Artikel und Ausstellungskataloge zu alten und seltenen Büchern.
Dieser Vortrag ist der siebte innerhalb der zwölfteiligen Reihe Bamberger Buch-Geschichten 2022/23. Die Vortragsreihe wird in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Volkshochschule Bamberg Stadt, dem Colloquium Historicum Wirsbergense und dem Historischen Verein Bamberg durchgeführt.