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Die Ottheinrich-Bibel

Ein Meisterwerk zu Gast in Bamberg

17. Mai bis 26. Juni 2010

 

Mathis Gerung: Himmelfahrt Christi, 1530/32 | BSB, Cgm 8010(2, Bl. 70r

Mathis Gerung: Himmelfahrt Christi, 1530/32 | BSB, Cgm 8010(2, Bl. 70r

Epiphanienmaler: Anbetung der Könige, um 1430/38 | BSB, Cgm 8010(1, Bl. 11v

Epiphanienmaler: Anbetung der Könige, um 1430/38 | BSB, Cgm 8010(1, Bl. 11v

Die Verkündigung. Kupferstich von Albrecht Dürer, 1512 | SBB, I E 18

Die Verkündigung. Kupferstich von Albrecht Dürer, 1512 | SBB, I E 18

Ausstellung


Die Staatsbibliothek Bamberg präsentiert mit der Ottheinrich-Bibel eine herausragende Kostbarkeit der Bayerischen Staatsbibliothek München.

Die monumentale Prachthandschrift wird benannt nach Ottheinrich von der Pfalz (Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg 1505–1559, Kurfürst von der Pfalz 1556–1559), der die bereits um 1430 im Auftrag Herzog Ludwigs VII. von Bayern-Ingolstadt geschaffene Handschrift über die Landshuter Linie der Wittelsbacher geerbt hatte. Sie enthält das Neue Testament in deutscher Sprache. Der Text geht auf eine Übersetzung zurück, die sich erstmals im Jahr 1350 in der sog. „Augsburger Bibel“ nachweisen läßt. Der Codex wurde in sorgfältiger Textura geschrieben, Maleranweisungen geben an den ausgesparten Stellen das Bildprogramm vor. Angelegt auf 146 szenische Illustrationen und 294 Initialen, erfolgte die Ausführung der Buchmalerei zunächst nur zu einem Fünftel im zeitgenössischen gotischen Stil durch drei verschiedene Regensburger Malerwerkstätten, die nach ihrem Anteil an den Miniaturen als Hieronymus-, Matthäus- und Markusmaler bezeichnet werden. Zwischen 1530 und 1532 ergänzte der Lauinger Meister Mathis Gerung im Auftrag von Ottheinrich die noch unausgeführten Miniaturen und Initialen.

Die Ottheinrich-Bibel ist die älteste erhaltene illustrierte Handschrift des Neuen Testaments in deutscher Sprache. Der Umfang des Bildprogramms ist ebenso einmalig wie das große Format vieler Miniaturen. Die nur in dieser Handschrift überlieferte Textfassung sowie die Regensburger Malereien machen die Handschrift zu einem herausragenden Zeugnis spätmittelalterlicher Hofkultur im Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt. Die Ergänzung der Miniaturen durch Mathis Gerung ein Jahrhundert später spiegelt beispielhaft die Kultur der Renaissance am Hof von Pfalz-Neuburg.

Ottheinrich nahm die 307 Pergamentblätter umfassende Bibel von Neuburg mit ins Exil nach Heidelberg. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gelangte die Handschrift 1622 nach München, 1632 nach Weimar und schließlich Mitte des 17. Jahrhunderts nach Gotha. Dort wurde sie im 19. Jahrhundert zur besseren Benutzbarkeit in acht Teilbände zerlegt. Drei Bände erwarb die Bayerische Staatsbibliothek bereits im Jahr 1950. Die übrigen fünf Bände befanden sich seit 1936 als Leihgaben im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg. 2003 wurden sie an die „Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’sche Stiftung für Kunst und Wissenschaft“zurückgegeben. Dem Freistaat Bayern gelang es mit Unterstützung des Herzoglichen Hauses, diese Bände kurz vor ihrer angebahnten Versteigerung bei Sotheby’s in London im Dezember 2007 anzukaufen. Die spektakuläre Erwerbung wurde durch eine breite Finanzierungsallianz möglich, zu der auch die Oberfrankenstiftung wesentlich beigetragen hat, was durch die Ausstellung in der Staatsbibliothek Bamberg besonders gewürdigt werden soll.

Den Besucher erwartet eine einmalige Auslese von Originalblättern aus einzelnen Bänden der Ottheinrich-Bibel, wobei Bilderreihen aus beiden Ausstattungsphasen gleichermaßen Berücksichtigung finden. Den Miniaturen der jüngeren Ausstattungsphase von der Hand des Mathis Gerung werden Holzschnitte von Albrecht Dürer und Lucas Cranach d. Ä. aus der Graphischen Sammlung der Staatsbibliothek Bamberg an die Seite gestellt. Der Vergleich macht anschaulich, wie der Künstler bei der Komposition seiner Illustrationen eine Vielzahl ikonographischer Vorlagen verarbeitete.
 

Partner


In Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek München. Gefördert von der Oberfrankenstiftung.
 

Publikation


Die Ottheinrich-Bibel: das erste illustrierte Neue Testament in deutscher Sprache. Luzern, 2008 (Katalog).
 

Informationen im Überblick

 

Ort

Staatsbibliothek Bamberg
Neue Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg
Ausstellungsräume

Öffnungszeiten

17. Mai bis 26. Juni 2010

Montag bis Freitag
9:00 bis 17:00 Uhr
Samstag
9:00 bis 12:00 Uhr

An Sonntagen und Feiertagen geschlossen

EintrittKostenfrei
Führungen

Jeden Mittwoch, 17:00 Uhr
Dauer 1 Stunde

Treffpunkt im Eingangsbereich der Bibliothek
Keine Anmeldung erforderlich, kostenfrei

Abendführungen

Donnerstag, 20. Mai 2010, 19:00 Uhr
Donnerstag, 17. Juni 2010, 19:00 Uhr
Dauer 1 Stunde

Treffpunkt im Eingangsbereich der Bibliothek Keine Anmeldung erforderlich, kostenfrei

Sonderführungen für Gruppen

Nach Terminvereinbarung
Telefon 0951 95503-101
info@staatsbibliothek-bamberg.de

Begleitvorträge im Lesesaal

Sonntag, 16. Mai 2010, 11:00 Uhr
Abweichender Veranstaltungsort
Kaisersaal der Neuen Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg
Dr. Karl-Georg Pfändtner (München)
Ein Meisterwerk aus zwei Epochen

Mittwoch, 9. Juni 2010, 19:00 Uhr
Dr. Brigitte Gullath (München)
Die abenteuerliche Geschichte der Ottheinrich-Bibel

Dienstag, 22. Juni 2010, 19:00 Uhr
Prof. Dr. Peter Wünsche (Bamberg)
Die Ottheinrich-Bibel im Kontext deutschsprachiger Bibelübersetzungen

Keine Anmeldung erforderlich, kostenfrei

FlyerPDF, 2 Seiten
KuratorProf. Dr. Werner Taegert (Bamberg)
Kontakt

Fachliche Fragen
Prof. Dr. Werner Taegert
Telefon 0951 95503-112
werner.taegert@staatsbibliothek-bamberg.de

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Agnes Brandner
Telefon: 0951 95503-121
agnes.brandner@staatsbibliothek-bamberg.de

 

 

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