Wir laden Sie dazu herzlich in das Hochschulgebäude An der Universität 5 der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ein, Raum U5/02.22. Es ist keine Anmeldung erforderlich.
Das Lorscher Arzneibuch ist seit 2013 in das Weltdokumentenerbe „Memory of the World“ der UNESCO eingetragen und zählt zu den berühmtesten Handschriften der Kaiser-Heinrich-Bibliothek. Von den rund 1000 mittelalterlichen Handschriften in der Staatsbibliothek Bamberg können 165 Codices und Handschriftenfragmente auf Schenkungen Heinrichs zurückgeführt werden. „Das ist einmalig, denn von den Büchersammlungen anderer Herrscher des frühen und hohen Mittelalters ist keine derart geschlossen an einem Ort aufbewahrt, das meiste ist ganz verloren“, erläutert Prof. Dr. Christof Rolker. Ein von ihm und Prof. Dr. Bettina Wagner herausgegebenes Buch stellt die Kaiser-Heinrich-Bibliothek in Auswahl vor. Die reich bebilderte Publikation, die Aufsätze namhafter Wissenschaftler versammelt, erscheint Mitte Oktober 2024 und wird im Zuge der Veranstaltung von den beiden Herausgebern der Öffentlichkeit präsentiert:
Des Kaisers neue Bücher: Mittelalterliche Handschriften der Bamberger Kaiser-Heinrich-Bibliothek in 50 Porträts. Herausgegeben von Christof Rolker und Bettina Wagner. Wiesbaden, Reichert Verlag, 2024. (Bamberger Buch-Geschichten, Nr. 4)
Druckausgabe: ISBN 978-3-7520-0855-5, 29,95 €
E-Book: ISBN 978-3-7520-0326-0, 29,95 €
Das darin enthaltene Porträt des Lorscher Arzneibuchs verfasste Prof. Dr. Werner Taegert, der ehemalige Direktor der Staatsbibliothek, unter dessen Ägide die Aufnahme der Handschrift in das UNESCO-Weltdokumentenerbe erfolgte.
Auch Prof. Dr. Sebastian Scholz stellt das Lorscher Arzneibuch in den Mittelpunkt seines Vortrags „Das Lorscher Arzneibuch und die Stellung der Medizin im frühen Mittelalter“. Die Einleitung des wohl um 800 in Lorsch geschriebenen Codex verteidigt die Medizin und die Tätigkeit der Ärzte unter Berufung auf die Bibel. Richtig ausgeübte Heilkunst habe nichts mit Zauberei zu tun. Diese Rechtfertigung war nötig, da man die Medizin im Frühmittelalter immer wieder in die Nähe der Zauberei rückte und die Ärzte als Zauberer verdächtigte. Der Vortrag soll ausgehend von Augustinus über Caesarius von Arles, Alkuin von York und Arn von Salzburg einen Bogen bis hin zu den entsprechenden Bestimmungen in den Kapitularien und Synoden Karls des Großen schlagen, um zu zeigen, welches Verständnis man von der Medizin hatte. Gerade die rechtlichen Vorgaben der Kapitularien wurden bisher in der Forschung kaum berücksichtigt.
Sebastian Scholz studierte Geschichte und Latein in Münster und Köln, wo er 1991 promoviert wurde. 2003 habilitierte er sich in Mainz, wo er seit 1990 als wissenschaftlicher Angestellter in der Inschriftenkommission der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur arbeitete. 2007 wurde er auf einen Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters mit dem Schwerpunkt frühes Mittelalter an der Universität Zürich berufen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im europäischen Frühmittelalter, der Rechtsgeschichte und der Geschichte des Papsttums.
Bettina Wagner ist seit 2016 Direktorin der Staatsbibliothek Bamberg. Zuvor leitete sie das Referat „Handschriftenerschließungszentrum und Inkunabelsammlung“ in der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek. Sie ist Kuratorin der Ausstellung Leuchtende Wunderzeichen. Das Nachleben Kaiser Heinrichs II. in der Frühen Neuzeit, die vom 16. September bis 14. Dezember 2024 in der Staatsbibliothek Bamberg präsentiert wird.
Christof Rolker ist seit 2017 Professor für Historische Grundwissenschaften an der Universität Bamberg. Zum Jubiläumsjahr veröffentlichte er den Sammelband Kaiser Heinrich II.: Herrschaft, Handschriften und Heiligkeit im Mittelalter zur gleichnamigen Ringvorlesung, die bereits im Sommersemester 2023 stattgefunden hat. Der Band beleuchtet das Erbe des mittelalterlichen Kaisers und Heiligen. Die enthaltenen Aufsätze stellen aktuelle Ergebnisse der kunsthistorischen, historischen, archäologischen, musik- und liturgiegeschichtlichen Forschung zu Heinrich II. vor.