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Buchkunst – Ein norddeutscher Schatz in der Staatsbibliothek Bamberg

Erst seit sieben Jahren gehört jenes Evangeliar zum Bestand der Staatsbibliothek, deren Bildausstattung Dr. Stefanie Westphal vorstellt.

Evangelist Markus. Federzeichnung im Corveyer Evangeliar. Niedersachsen (Corvey?), um 1000 | SBB, Msc.Add.3000, Bl. 65v

Evangelist Markus. Federzeichnung im Corveyer Evangeliar. Niedersachsen (Corvey?), um 1000 | SBB, Msc.Add.3000, Bl. 65v

Unter den drei hochkarätigen mittelalterliche Handschriften, die die Staatsbibliothek Bamberg 2015 aus Schloss Weißenstein in Pommersfelden übernimmt, ist auch das Corveyer Evangeliar. Heute trägt es die Signatur Msc.Add.3000. Der Codex ist mit drei in Federzeichnung angelegten Bildern der Evangelisten ausgestattet, die den jeweiligen Texten vorausgehen. Über die frühe Provenienz der Handschrift ist bekannt, dass sie sich im Augustiner-Chorherrenstift Rebdorf in Eichstätt befand. Von dort ging sie in die Schönborn‘sche Sammlung in Pommersfelden über.

Hinweise auf Entstehungsort und -zeit der Handschrift gibt ihre Bildausstattung, die Stefanie Westphal in den Fokus ihres Vortrags stellt. Die Spur führt in das an der Weser bei Höxter gelegene Kloster Corvey. Gegründet im frühen 9. Jahrhundert, etablierte sich das Kloster Corvey ausgehend vom Mutterkloster Corbie und unter dem Schutz Ludwigs des Frommen bereits in karolingischer Zeit und anschließend im 10. Jahrhundert als geistiges und kulturelles Zentrum im norddeutschen Raum. Die hervorragend ausgestattete Bibliothek des Klosters und das bereits im 9. Jahrhundert dort tätige Skriptorium zeugen von einem breitgefächerten Netzwerk, u. a. mit Verbindungen zum kaiserlichen Hof. Das Evangeliar dürfte dort oder im direkten niedersächsischen Umfeld um das Jahr 1000 entstanden sein.

Dr. Stephanie Westphal ist Spezialistin für die Buchmalerei des frühen und hohen Mittelalters und die Erschließung von Handschriftenbeständen. Seit 2017 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek“. Zuvor war sie am Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart sowie am Kunsthistorischen Institut der CAU Kiel tätig. Von 2005 bis 2007 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Staatsbibliothek Bamberg im DFG-Projekt „Katalogisierung der illuminierten Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts“.

Dieser Vortrag ist der dritte innerhalb der zwölfteiligen Reihe Bamberger Buch-Geschichten 2022/23. Die Vortragsreihe wird in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Volkshochschule Bamberg Stadt, dem Colloquium Historicum Wirsbergense und dem Historischen Verein Bamberg durchgeführt.

Dieser Vortrag wird auf Wunsch der Referentin nicht aufgezeichnet.

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